10 000 Nachkriegsfotos für das Historische Museum Bremerhaven
Das Historische Museum Bremerhaven hat im letzten Jahr den fotografischen Nachlass des Bremerhavener Reporters und Pressefotografen Georg Rogge (1910 Dortmund — 1975 Bremerhaven) erhalten. Die Stiftung umfasst seine komplette Fotoausrüstung sowie sein Fotoarchiv, bestehend aus 7500 Negativen und 2500 Fotoabzügen.
„Mit dieser Sammlung hat unser Museum das visuelle Gedächtnis der Nachkriegszeit erhalten. Es handelt sich um eine einmalige Dokumentation der Geschichte Bremerhavens und Norddeutschlands von 1945 bis 1960 sowie der Anfänge der Pressegeschichte nach dem Zweiten Weltkrieg“, resümiert Museumsdirektorin Dr. Anja Benscheidt, die den Nachlass aus Familienbesitz entgegengenommen hat. Rogges Ehefrau Gertrud hatte die Sammlung ihres Mannes nach seinem Tod aufbewahrt.
Georg Rogge kam als Autodidakt zum Journalismus und zur Fotografie. Den gebürtigen Dortmunder zog Ende der 1920er Jahre die Seefahrt nach Bremerhaven, und hier schlug er Wurzeln. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs, den er als Soldat in Dänemark verbrachte, fand Rogge eine Anstellung bei den amerikanischen Streitkräften. Parallel dazu begann seine journalistische Tätigkeit, ab 1947 als Lokalredakteur und Chefreporter bei der Nordsee-Zeitung, die seit September wieder erscheinen durfte. Der damalige Chefredakteur Walter Gong lobte Rogges Präzision und seine „Nase“ für tagesaktuelle Dinge, die manch einer niemals erwerben würde. Ein weiterer Pluspunkt für Rogge war seine professionelle Kameraausrüstung und sein eigenes Fotolabor zu Hause, beides keine Selbstverständlichkeit in der Nachkriegszeit. So war Georg Rogge mit seiner Kamera und seinem BMW-Cabrio als „rasender Reporter“ bekannt, der überall schnell vor Ort war.
Rogge berichtete in Wort und Bild über hochrangige Politikerbesuche, Filmstars, Schiffsankünfte, Stapelläufe, Feste, Sportveranstaltungen und vieles mehr. Überregionale Beachtung fanden beispielsweise seine Berichterstattungen zur Sprengung, Besetzung und Befreiung Helgolands 1947 bis 1952 oder zur Blink-Affäre 1954. Daneben dokumentierte er aber auch fotografisch die Kriegszerstörungen und den Wiederaufbau der Stadt.
Mit der konservatorischen Sicherung und der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Stiftung beschäftigt sich das Museumsteam bereits seit Sommer letzten Jahres. „Jedes Foto erzählt eine Geschichte, die wir zu entschlüsseln versuchen. Dafür sind teilweise intensive Recherchen notwendig“, erzählt Dr. Anja Benscheidt.
Ab 27. Juni 2015 werden eine Auswahl der Fotos und die Fotoausrüstung in einer Sonderausstellung mit dem Titel „Die Nachkriegszeit auf Bremerhavener Pressefotos“ im Historischen Museum Bremerhaven zu sehen sein.
Quelle:
Pressenotiz vom 21.05.2015 | Historisches Museum Bremerhaven